taubstumm

taubstumm
stumm:
Das auf das dt. und niederl. Sprachgebiet beschränkte Adjektiv (mhd., ahd. stum, niederl. stom) bedeutete ursprünglich »sprachlich gehemmt«; es gehört mit den unter stammeln genannten Wörtern zur Sippe von stemmen (eigentlich »Einhalt tun«). In der Hauptbedeutung »unfähig zu sprechen« hat es das gemeingerm. Wort »dumm« (s. d.) abgelöst. – Abl.: Stummheit (spätmhd. stumheit); verstummen »stumm werden, schweigen« (mhd. verstummen, neben mhd., ahd. erstummen). Zus.: taubstumm ( taub).
taub:
Das gemeingerm. Adjektiv mhd. toup »nicht hörend, nichts empfindend, nichts denkend, unsinnig, abgestorben, dürr«, ahd. toub »gehörlos, unempfindlich, ungereimt, stumpf‹sinnig›, dumm«, got. daufs »taub; verstockt«, engl. deaf »taub, schwerhörig«, schwed. döv »taub« gehört im Sinne von »benebelt, verwirrt, betäubt« zu der idg. Wortgruppe von Dunst. In den alten Sprachzuständen wurde es zunächst in der Bedeutung »empfindungslos, stumpf‹sinnig›« verwendet, dann aber auf den Gehörsinn eingeengt und schon früh speziell im Sinne von »gehörlos, schwerhörig« gebraucht. Aus der mhd. Bedeutung »abgestorben, dürr« entwickelte sich die Bedeutung »gehaltlos«, beachte »taube Nuss« und »Taubnessel« (s. u.).
Die niederd. Entsprechung von hochd. taub ist doof. Zu »taub« stellen sich die unter toben behandelten Verben. – Abl.: betäuben »schmerzunempfindlich, benommen machen« (mhd. betouben, eigentlich »taub machen«). Zus.: Taubnessel (eigentlich »taube Nessel«, d. h. »der Nessel ähnliche Pflanze, die nicht brennt«, mhd. toupnez̧z̧el); taubstumm (in der Formel »taub und stumm« vom 16. bis zum 18. Jh. zurückgehend auf Mark. 7, 32 »Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war«, in der Zusammenziehung zuerst 2. Hälfte des 18. Jh.s, heute besonders von Gehörlosen als diskriminierend empfunden).

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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  • Taubstumm — Taubstumm, ein Mensch, der infolge von Taubheit (s.d.) stumm geblieben ist. Eine höhere Ausbildung erhalten die Taubstummen in Taubstummenanstalten, deren erste in Frankreich 1760 zu Paris durch den Abbé de l Epée, in Deutschland 1778 zu Leipzig… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Taubstumm — Taubstumm, nennt man einen Menschen, der, weil er nicht hört, nicht sprechen gelernt hat. In der Regel verständigt sich der T.e mit den Personen, die immer um ihn sind, durch Gebärden ziemlich gut, doch nicht mit Unbekannten, auch kann derselbe… …   Herders Conversations-Lexikon

  • taubstumm — Adj. (Oberstufe) von Geburt an gehörlos und nicht sprechen könnend Beispiel: Sie unterrichtet an einer Schule für taubstumme Kinder …   Extremes Deutsch

  • Taubstumm — Taubstummheit, substantiviert aus dem Adjektiv taubstumm, bezeichnet die Unfähigkeit von Personen, zu hören und zu sprechen. Das zusammengesetzte Adjektiv entstand erstmals etwa um 1775 in Leipzig, als Samuel Heinicke eine Schule für taube Kinder …   Deutsch Wikipedia

  • taubstumm — taub|stumm 〈Adj.〉 unfähig zu hören u. (daher auch) zu sprechen, 〈besser:〉 gehörlos * * * taub|stumm <Adj.>: aufgrund angeborener Gehörlosigkeit unfähig, artikuliert zu sprechen. Die früher übliche Bezeichnung taubstumm sollte nicht mehr… …   Universal-Lexikon

  • taubstumm — Sprachtipp: Die früher übliche Bezeichnung taubstumm sollte nicht mehr verwendet und auf Wunsch der Betroffenen durch gehörlos ersetzt werden. Durch den Wortbestandteil »stumm« wird die Unfähigkeit zu sprechen unterstellt. Dieses kann jedoch… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • taubstumm — taub·stumm Adj; unfähig zu hören und zu sprechen || hierzu Taub·stum·me der / die; Taub·stumm·heit die; nur Sg …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • taubstumm — taub|stumm (veraltend; besonders von Gehörlosen oft als diskriminierend empfunden) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • taubstumm —  doufstomm …   Hochdeutsch - Plautdietsch Wörterbuch

  • Taubstumme — Taubstummheit, substantiviert aus dem Adjektiv taubstumm, bezeichnet die Unfähigkeit von Personen, zu hören und zu sprechen. Das zusammengesetzte Adjektiv entstand erstmals etwa um 1775 in Leipzig, als Samuel Heinicke eine Schule für taube Kinder …   Deutsch Wikipedia

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